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Veuillez noter que les inscriptions au journal figurant à chaque page sont reprises dans l'ordre inverse, la plus ancienne étant en bas de page. Pour voir la toute première inscription de Dieter, commencez ici!

Si noti che le date di inserimento nel diario sono in ordine inverso, si parte da quella a fondo pagina. Per andare al primo giorno del diario di Dieter clicca qui!

Mein Bild
In Mori (Stockelsdorf) bei Lübeck aufgewachsen, habe ich bereits von 1916 bis 1918 am Ersten Weltkrieg im Füsilierregiment "Königin" Nr. 86 teilgenommen. Im August 1939 wurde ich als Veteran in die Wehrmacht eingezogen. In diesem Blog veröffentliche ich mein Kriegstagebuch.

Freitag, 31. Mai 2013

31. Mai 1940

Mittags verabschiede ich mich von den Quartiersleuten, bei denen es mir sehr gut gefallen hat. Es geht weiter. Unsere Autos fahren vorweg. Wir fahren über Maldegem, Kleit, Knesselare, Oedelem, Moerbrugge, Oostecamp, Waardamme, Ruddervoorde nach Veldegem. Wir versuchen, Quartier zu machen; aber alle Quartiere sind von den belgischen Soldaten besetzt. Hier und in den umliegenden Orten liegt das 6. belgische Armee-Korps und warte auf den Abmarsch, der morgen vor sich gehen soll. Ich unterhalte mich mit vielen Offizieren und Soldaten. Nachts schlafen wir mit 3 Mann in unserem LKW.

[Karte]

 
At mid-day I say goodbye to the family with whom I have been billeted, which has been really pleasant. We go on. Our cars lead the way. We drive through Maldegem, Kleit, Knesselare, Oedelem, Moerbrugge, Oostecamp, Waardamme, Ruddervoorde to Veldegem. We try to find quarters, but all quarters are occupied by the Belgian soldiers. Here and in the surrounding villages the 6th Belgian Army Corps are housed and are waiting for the command to set off, which should be received tomorrow. I chat to many officers and men. We spend the night in our lorry with another 3 soldiers.



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Donnerstag, 30. Mai 2013

30. Mai 1940

Ab heute bin ich Verpflegungsunteroffizier. Mir steht für meine Aufgaben ein erbeuteter LKW zur Verfügung. Schütze Junghans ist mein Fahrer, Clasohm mein Begleiter. Wir fahren nach Ursel und zurück nach Adegem zum Verpflegungsempfang.
Starting today I am the quartermaster. For my duties I have the use of a captured truck.   Private Junghans is my driver, Clasohm my escort. We go to Ursel and back to Adegem to take delivery of provisions.

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Mittwoch, 29. Mai 2013

29. Mai 1940

Mittags werden wir von Pionieren im Verein mit Grenadieren der königlichen Garde aus Brüssel auf einer Pionierfähre über den Gent-Brügge-Kanal gesetzt. Das Übersetzen nimmt eine ziemliche Zeit in Anspruch. Ich erhalte Nachricht von meiner Frau, daß meine erste Post angekommen ist. Wir kommen über Aaltersbrugge, Knesselare, Kleit nach Maldegem und auf einer großen Autostraße weiter nach Adegem. Nur 5 km sind wir von der holländischen Grenze entfernt. Unterwegs marschieren wir dauernd an der aufgelösten belgischen Armee und an Tausenden von Flüchtlingen vorbei. Zu beiden Seiten der Straße liegen Gewehre, Maschinengewehre, Ausrüstungsstücke in gewaltigen Mengen und in wirrem Durcheinander. Ich komme zu sehr netten Leuten, einer Familie Cauwels, ins Quartier. Einer der beiden Söhne ist bereits vorgestern zu Hause eingetroffen; er hat sich selbst demobilisiert und seine Uniform ausgezogen. Mit Uffz. Hahn schlafe ich zusammen in einem Bett.
 

Around mid-day we are taken across the Ghent-Bruges Canal on a ferry provided by the sappers, together with grenadiers from the Royal Guard from Brussels. The crossing takes a lot of time. I receive the news from my wife that my first letter has arrived. We go through Aaltersbrugge, Knesselare, Kleit to Maldegem and onwards on a large main road to Adegem. We are only 5km away from the Dutch border. On our way we are constantly marching past the disbanded Belgian army and thousands of refugees. On both sides of the road lie rifles, machine-guns, pieces of equipment in huge numbers and in total confusion. I am billeted on very nice people, the Cauwels family. One of their two sons got home as early as the day before yesterday; he has demobilised himself and taken off his uniform. I share a bed with Sergeant Hahn.


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Dienstag, 28. Mai 2013

Gefangene - Prisoners





















Prisoners arrived in numbers huge
Who could not live under the barrage
Alone they ran back till once more
They meet in prison camps by the score.


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28. Mai 1940

Morgens um 5 Uhr kommt die Nachricht, daß Belgien kapituliert hat. Das Schießen hört auf, nur unsere eigene Artillerie feuert 3 Salutschüsse. Eine wohltuende, angenehme Stille herrscht den ganzen Tag, allerdings aber auch ein fürchterliches anhaltendes Regenwetter. Von Mittag ab flutet die aufgelöste belgische Armee mit Autos, Lastwagen, dem gesamten Fuhrpark und Rädern an uns vorbei- stundenlang. Aber auch Tausende von Flüchtlingen strömen zurück, um sich wieder in ihre Heimatorte zu begeben. 
Kriegsgefangene Belgier inVinkt am 28.5.1940 - Quelle: www.vinkt.be
Mit Erstaunen hören wir, daß einer fremden Einheit angehörende Soldaten in dem Hause, neben dem wir die Nacht geschlafen haben, doch noch ein Individuum aufgestöbert haben. Der Mann hatte sich im Backofen versteckt gehalten. Dabei haben wir das Haus vom Keller bis zum Boden durchsucht. 

Wir verlassen Meigem, dem Ort des Ungehagens, und kommen zunächst durch das mächtig zerschossene Poesele, das gestern von unseren Truppen gestürmt wurde. Hier sehen wir schreckliche Spuren der Verwüstung. Überall liegen Ausrüstungsgegenstände der Belgier umher. Gewehre aller Art, die den Heckenschützen abgenommen wurden, hat man zu Haufen zusammengetürmt. Viele deutsche Soldatengräber liegen zu beiden Seiten des Weges. Wir ziehen weiter nach Lootenhülle und kommen nach Aalter. Kurz hinter dem Ort beziehen wir in einer Betonfabrik Quartier, die hinter dem Gent-Brügge-Kanal liegt. Die Brücken über dem Kanal sind erst gestern gesprengt worden. 
Ich schlafe wunderschön auf einer weichen Matratze. Unterwegs hatte ich am Nachmittag verschiedentlich Gespräche mit belgischen Gefangenen, die sich über ihre mangelhafte Verpflegung und die geringe Löhnung derb ausließen. Sie bekämen pro Tag 1 Franc = 10 Pfennig Löhnung und ¼ Brot + 2 Biscuits. Auf die Engländer hatten alle eine Sauwut. Das geht auch deutlich aus dem Kriegstagebuch eines belgischen Sous-Lieutenant hervor, das ein Kamerad auf dem Schlachtfeld von Poesele fand. Ein belgischer Soldat gab mir als Souvenir ein Flugblatt, das am gestrigen Tag von deutschen Fliegern über den feindlichen Linien in Massen abgeworfen wurde. Es enthält die Aufforderung zum Niederlegen der Waffen mit daraufgezeichneten Lageplan.
 
At 5a.m. comes the news that Belgium has capitulated. The shooting stops, only our artillery fires 3 gun salutes. A pleasant, enjoyable quiet reigns the whole day, though also horrible persistent rain. From mid-day onwards the disbanded Belgian army floods past us for hours with cars, lorries, the entire truck fleet, and bikes. But thousands of refugees stream back too, in order to reach their home towns again.
We learn to our astonishment that soldiers belonging to a unit we don't know rooted out yet another individual in the house next to where we spent the night. The man had hidden in the oven. And yet we searched the house from cellar to attic.
We leave Meigem, that uneasy place, and first come the Poesele, massively shelled, which was stormed by our troops yesterday. Here we see horrible traces of the destruction.   Items of the Belgians' equipment lie around everywhere. Guns of all kinds which were taken from the snipers have been piled together in heaps. The graves of soldiers lie on both sides of the road.   We continue to Lootenhülle and get to Aalter. Just outside the town we occupy quarters in a cement factory, which lies behind the Ghent-Bruges Canal. The bridges over the canal were not blown up until yesterday.
I have a wonderful sleep on a soft mattress. On the way yesterday in the afternoon I had conversations on various occasions with Belgian prisoners, who had strong words to say about the poor quality of their provisions and low pay. They said that the got 1 Franc per day pay, which equals 10 Pfennig, and a quarter of a loaf + 2 biscuits. They were all furious with the English. This also features in the war journal of a Belgian sub-lieutenant which a comrade found on the Poesele battle-ground. A Belgian soldier gave me a leaflet as a souvenir, which German planes had dropped yesterday in large numbers over the enemy lines. It contains the call to lay down arms and included a location map.
 



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Montag, 27. Mai 2013

Die Geschehnisse in Meigem und Vinkt am 27./28. Mai 1940

Dieter berichtet sehr detailliert über die Geschehnisse in Meigem am 27.Mai 1940.
"Von allen Seiten fallen Schüsse. Heckenschützen schießen aus den Häusern, von den Bäumen und aus den Kornfeldern. Viele Heckenschützen, darunter auch Frauen und Kinder, werden abgeführt."
Was Dieter hier in Ansätzen schildert, ist als einer der ersten grössere Kriegsverbrechen im Westfeldzug als "Massaker von Vinkt" bekannt geworden.


Zur Vorgeschichte:
Der schnelle Vormarsch der deutschen Wehrmacht hatte die Alliierten überrascht. Die französische Armee war zusammengebrochen und das britische Expeditionskorps befand sich auf dem Rückzug nach Dünkirchen (B). Die belgischen Truppen versuchten diesen Rückzug nach Kräften zu decken. Dabei kam der Brücke über den Schipdonk-Kanal große strategische Bedeutung zu. Die 1. Division der Ardennenjäger bereitete sich auf die Verteidigung der Brücke vor, um möglichst vielen britischen Versprengten und belgischen Flüchtlingen, von denen etwa eine Million unterwegs waren, den Weg freizuhalten.

Als das Infanterie-Regiment 377, welches der deutschen 225. Infanterie-Division unterstand, Vinkt erreichte, stieß sie am 25.5.1940 auf die vorbereiteten Stellungen der Ardennenjäger.

Da es den schlecht ausgebildeten Reservisten nicht gelang den Kanal zu überqueren, nahmen sie Geiseln unter der Zivilbevölkerung, um diese als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Eine Artilleriegranate, die in eine Gruppe von 150 Geiseln schlug tötete zahlreiche Zivilisten. Am nächsten Tag wurden weitere 27 Geiseln durch eine Explosion in der Kirche des benachbarten Meigem, wo sie gefangen gehalten wurden, getötet.

Bei den deutschen Truppen entstand das Gerücht und zum Teil wohl auch der Eindruck, dass sich auch Zivilisten an den Kämpfen beteiligen würden. Das Gerücht kam wohl dadurch auf, dass Ardennenjäger durch die deutschen Linien sickerten und von hinten in den Kampf eingriffen. 


Denkmal für die Opfer in Vinkt, Memorial to the victims in Vinkt
Bild: Vinkt.be
Am 27.5.1940 konnte Vinkt nach schweren Verlusten und Einsatz der Artillerie vom IR 377 besetzt. Insgesamt 86 männliche Zivilisten, einige waren Flüchtlinge, wurden ohne Prozess an verschieden Stellen im Ort erschossen, einige noch nach der belgischen Kapitulation.

Zwei Offiziere der Einheit wurden nach dem Krieg zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt, aber nach wenigen Jahren freigelassen.

Dieter erwähnt von diesen Geschehnissen nichts. Er hinterläßt mit dem Satz "Wir verlassen Meigem, dem Ort des Ungehagens" nur eine Andeutung, die vermuten läßt, auch er Zeuge dieser Geschehnisse geworden sein könnte.


Eine weitere, sehr detaillierte Beschreibung findet sich bei Gerhard Siegle "Der lange Weg 1939-1945" ab S.78, auch er berichtet von Heckenschützen, läßt jedoch die Erschießungen weg. Siegle gehörte zur 6./ IR 376.


Weitere Informationen unter:
http://www.vinkt.be/pages/mei.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Vinkt

 
The events at Meigem and Vinkt on 27th and 28th May 1940.

Dieter reports in great detail the events in Meigem on 27th May 1940.  
"Shots are fired from all sides. Snipers fire from the houses, trees and wheat-fields.   Many snipers, among them women and children, are taken away."
What Dieter depicts here in his journal entries became known as the "Vinkt massacre", one of the first significant war crimes of the Western Campaign.

The prelude:
The swift advance of the German army had taken the Allies by surprise. The French army had collapsed and the British Expeditionary Force found itself retreating towards Dunkirk. The Belgian troops tried to cover this retreat as best it could. In the process the bridge over the Schipdonk Canal attained great strategic significance. The 1st Division of the Ardennes Jagers prepared to defend the bridge, in order to keep the route open for as many as possible of the dispersed British troops and Belgian refugees, of whom there were around a million on the roads.

When the 377th Infantry Regiment, to which the 225th Infantry Division was subordinate, reached VInkt, they came up against  the positions prepared by the Ardennes Jagers.


Since the poorly-trained reservists did not succeed in crossing the canal, they took hostages from the civilian population, in order to use them as a human shield. An artillery shell which landed on a group of 150 hostages killed a large number of civilians. The next day 27 more hostages were killed by an explosion in the church of the neighbouring village of Meigem, where they had been kept prisoner.

Among the German troops the rumour arose, and to an extent also the impression,  that civilians had also been involved in the fighting. The rumour most likely arose from the fact that the Ardennes Jagers had infiltrated through the Germans lines and taken up the fight from behind the line.

On the 27th of May 1940 Vinkt was taken after heavy losses and the deployment of the 377th Infantry Regiment. A total of 86 male civilians, including some refugees, were shot at various locations and without trial, some of them after the Belgian capitulation.

After the war two officers of the unit were sentenced to 20 years imprisonment, but released after a few years.

Dieter does not mention these events. He leaves behind just a hint in the sentence "We leave Meigem, the place of uneasiness", which allows us to speculate that he too might have been a witness of these events.

Another, very detailed description is to be found in Gerhard Siegle's
Gerhard Siegle "Der lange Weg [The long way] 1939-1945", from page 78, he too mentions snipers but omits the shootings.   Siegel belonged to the 6th Infantry Regiment 376.


Further Information:

http://www.vinkt.be/pages/mei.html  
http://en.wikipedia.org/wiki/Vinkt_Massacre


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27.05.1940 Meigem

Opfer der Kirche von Meigem nach dem Artilleriebeschuß,
Bild: vinkt.be
Montag, der 27. Mai 1940 war ein dramatischer Tag für Vinkt und Meigem. In der Kirche von Meigem wurden seit Sonntag, 26. Mai 1940, Bewohner der beiden Dörfer durch deutsche Truppen gefangengehalten. Die Deutschen sehen sich Angriffen der Bevölkerung als Heckenschützen ausgesetzt und fangen daher an diese abzuführen.
Nachmittags schlägt
ein  Artillierie-geschoss, höchstwahrscheinlich der Alliierten, in diese Kirche ein und tötet 27 Menschen.
Quelle: Vinkt.be
 
Monday 27th May was a dramatic day for Vinkt and Meigem. Since Sunday 26th May 1940 inhabitants of both villages had been kept prisoner in the Meigem church. The Germans felt themselves to be exposed to sniper attacks by the population and therefore began to take them away.
In the afternoon an artillery shell, probably fired by the Allies, hit this church and killed 27 people.

Source: 
Vinkt.be

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27. Mai 1940 - Jagers te Voet



Mein Zug wurde gestern um 915 Ihr in ein Patrouillenunternehmen verwickelt und konnte sich erst um 1230 Uhr davon frei machen, wobei wir 11 Mann in den Händen des Feindes zurückließen. Einer von meinen Männern, die beauftragt waren, den Rückzug zu sichern, wurde unglücklicherweise von einer Maschinengewehrkugel getötet [Peeters]. „Sie“ waren mindestens zweimal so stark wie wir.
Angesichts dieser Lawine von Verlusten lässt mich der Kommandant durch den Zug des Leutnants Wuille (der an Edgars Stelle getreten ist) ablösen, dem ich eine Gruppe als Verstärkung zurücklasse, und ich gehe in die zweite Staffel zurück. Kaum haben wir uns niedergelassen, werden die mir verbleibenden Männer und ich einem intensiven Feuer ausgesetzt, dem ersten wirklichen Bombardement, und zwar durch Minenwerfer. Meine durch das schwere Unglück am Morgen erschütterten und durch das Feuer demoralisierten Männer ziehen sich schnell zurück. Ich habe nur vier von ihnen zurückhalten können, und zu fünfen hinter einer armseligen Hütte kauernd, haben wir den Sturm über uns hinwegbrausen lassen. Ein Regen von Splittern. -
Nachdem das Feuer vorüber ist, postiere ich meine 4 Mann wieder auf ihren Plätzen und raffe die übrigen wieder zusammen. Alles kehrt zur Ordnung zurück; aber ich habe einen zweiten Toten, den kleinen Flamme, einen braven, stets lachenden Jungen, der der Spaßvogel des Zuges war. Außerdem zwei Schwerverwundete, der Sergeant Léonard und Wathelet.
Im selben Augenblick trifft ein Melder von Leutnant Wuille ein:

Eine Granate ist ihm mitten in die Gruppe eingeschlagen, die ich ihm überlassen hatte.

Tot:
Sergeant Libert und Miserque,

Verwundet:
Korporal Hirsoux (Der Korporal mit dem blauen Papier),
Mahien und
Dehage.

Welche Bilanz für den ersten Kampftag! Vier Tote, fünf Verwundete, elf Vermisste. Bei einer Gesamtstärke von 48 Mann! 40%!

Peeters, Flamme, Libert, Miserque, fromme Hände haben sie auf dem Dorffriedhof von Poesele beigesetzt. – Falls man und ablöst, werden die Überlebenden vor ihrem Fortgehen euch ein herzliches Lebewohl zurufen.-
Und der ganze Zug beklagt euch:
Korporal Gouttière und Dubus, Glinem, Capron, Dessignies, Platbrood, Visein, Delore, Brichart, Bivetcooren, Delcourt, die ihr alle bei einer freiwillig unternommenen Patrouille vermisst wurdet und jetzt tot oder verwundet, auf jeden Fall aber in den Händen des Feindes seid.
Alle waren brave Jungen, voller Fehler, aber auch voller guter Eigenschaften. Sie alle haben uns verlassen.

Ach, ihr lieben Kleinen, wo seid ihr? Wann werden wir wieder zu dreien sein, um nicht mehr vom Krieg und seinen Schrecken zu sprechen! Kleines, Kleines, wenn Du wüsstest, wie ich Dich liebe, wie ich euch liebe!




Dieters Eintragung:

Damit schließt das Tagebuch eines belgischen Leutnants, dessen Name und Anschrift nirgends verzeichnet sind.


Der 27. Mai 1940 war der letzte Kriegstag für die Belgier. Am 28. Mai, morgens 5 Uhr, kapitulierte das belgische Heer. Die Verluste unserer Kompanie am 27. Mai, dem Tage von Poesele, betrugen: 1 toter und 9 Verwundete. Unsere Infanteriegeschütze, die im Bericht erwähnten „minenwerfers“ haben dem Gegner doch mächtig zugesetzt.





Bei den Toten war zu beklagen:

DELCOURT    Robert, A.E.     17/06/1919    Hornu                26/05    Meigem
PEETERS       Georges           15/02/1919    Bray                  27/05    Poesele
FLAMME        Alexandre, J.     06/01/1919    Maurage           27/05   Poesele       
LIBERT           Gaston, J.        03/04/1916    Pâturages        27/05    Poesele
MISERQUE    Georges, L.       14/09/1918    Familleureux    26/05    Poesele


Quelle: http://18daagseveldtocht.wikispaces.com/1e+Jagers+te+Voet




Das Ehrenmal der 1. Jäger in Mons, Avenue Jean d´Avesnes


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My platoon was involved in a patrol operation yesterday  at 9.15 and could only get free of it at 12.20, leaving 11 men in the hands of the enemy. One of my men, who had the responsibility of securing the withdrawal, was unfortunately killed by a machine-gun bullet [Peeters]. “They” were at least twice as strong as us.
In view of this landslide of casualties the Commandant has my platoon relieved by that of Lieutenant Wuille (who has taken Edgar’s place), for whom I leave behind a group as reinforcements, and I go back to the 2nd platoon. We have scarcely settled down when my remaining men and I are subjected to intensive firing, the first real bombardment, from mortars. My men, shaken by the heavy misfortune of the morning and demoralised by the firing, withdraw quickly. I could only hold back four of them and the five of us cowered behind a shed, letting the storm roar over us. Shards rained over us.
After the firing is over, I send my 4 men back to their posts and scrabble the rest together again. Everything gets back as it should be;  but I have a second death, little Flamme, a good lad, always laughing, who was the platoon’s joker. Apart from this two severely wounded, Sergeant Léonard and Wathelet.
At this moment a dispatch from Leutnant Wuille arrives:
A grenade landed in the middle of the group which I had handed over to him:
Killed:
Sergeant Libert and Miserque
Wounded:
Corporal Hirsoux (the Corporal with the blue paper)
Mahien and
Dehage.
What a balance sheet for the first day of fighting!  Four dead, five wounded, eleven missing.   For a total complement of 48 men! 40%!

Peeters, Flamme, Libert, Miserque,  have been decently buried in the village cemetery of Poesele.   If we are relieved, the survivors will say a hearty goodbye before they leave.
And the whole platoon is mourning you:
Corporal Gouttière and Dubus, Glinem, Capron, Dessignies, Platbrood,Visein, Delore, Brichart, Bivetcooren, Delcourt, who were all lost on a voluntary patrol and are now dead or wounded, in any case in enemy hands.
They were all fine lads, full of failings, but also full of good qualities. They have all left us.

Oh, my dear little ones, where are you? When will we three be together again, so that we no longer have to speak of war and its terrors! My little one, little one, if you only knew how I love you, how I love you!


Dieter’s diary entry:
With this ends the diary of a Belgian Lieutenant, whose name and address are not written anywhere.
May 27th was the last day of war for the Belgians. On the 28th of May at 5a.m. the Belgian army capitulated. The losses to our company on May 27th, the Poesele day, comprise: 1 dead and 9 wounded. But our infantry guns, the “mortars” mentioned in the account, really harried the enemy.

Among the dead were mourned:


DELCOURT    Robert, A.E.     17/06/1919    Hornu                26/05    Meigem
PEETERS       Georges           15/02/1919    Bray                  27/05    Poesele
FLAMME        Alexandre, J.     06/01/1919    Maurage           27/05   Poesele       
LIBERT           Gaston, J.        03/04/1916    Pâturages          27/05   Poesele
MISERQUE    Georges, L.       14/09/1918    Familleureux     26/05    Poesele

Source: http://18daagseveldtocht.wikispaces.com/1e+Jagers+te+Voet


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27. Mai 1940


½ 5 Uhr Wecken. Wir befinden uns an der Lys und marschieren über st. Martens-Leerne nach Baarle. Hier halten wir und rücken neben einem Haus in den Obstgarten. Ich lasse mir 5 Eier kochen und trinke Milch. Das Artilleriefeuer lässt merklich nach. Unsere Flieger gehen in stattlicher Zahl über die Frontlinie. An den Rauchwölkchen in der Luft erkennen wir die dauernde Flakbeschießung durch den Gegner. Wir ziehen weiter auf den Lys-Kanal zu. Hier hat die feindliche Artillerie schwer gewütet und das Feuer auf die beiden von den Pionieren gebauten Brücken gerichtet. 
Wir warten ¾ Stunden vor der ersten Brücke, müssen dann aber zur zweiten weiterfahren, da es sich herausgestellt hat, daß die erste nicht tragfähig genug ist. Zahlreiche belgische Gefangene und viele Autos mit Verwundeten kommen an uns vorbei. In beschleunigtem Tempo überqueren wir die Behelfsbrücke, auf die der Feind noch Schrapnellfeuer legt. Am anderen Ufer des Kanals geht es weiter nach dem Dorf Meigem. Wir werden sofort eingesetzt.


Unsere Artillerie feuert wie wild. Vor uns ist heftiges Gewehr- und M.G.-Feuer. Die ersten Kugeln pfeiffen uns um die Ohren. Zweimal sind wir genötigt, unseren Standplatz im Ort zu wechseln. Der Komp-Trupp fährt mit dem B-Wagen kurz hinter die Frontlinie. Ich bekomme den Befehl, 2 Leitungen zu bauen. Ich mache mich gerade fertig und bestimme die Nachrichtenschützen, die ich mitnehmen will, als ein Melder mir den Bescheid überbringt, nicht ich, sondern Blank habe den Auftrag, die Leitungen zu bauen. Ich führe den B-Wagen zurück ins Dorf; er war vorne fehl am Platz. Wir waren 100m hinter der vorderen Linie. Von allen Seiten fallen Schüsse. Heckenschützen schießen aus den Häusern, von den Bäumen und aus den Kornfeldern. Viele Heckenschützen, darunter auch Frauen und Kinder, werden abgeführt. Weitere Gefangene kommen zurück. Viele Verwundete, darunter auch etliche von unserer Kompanie, werden nach hinten gefahren. Die Kompanie erhält ihre Feuertaufe, die immerhin verlustreich ist. Der Kompanieführer, Oberlt. Bogner, soll schwer verwundet sein; auch Uffz. Georg  Hansen, Spitzer und mehrere andere Kameraden ziehen als Verwundete an uns vorüber. Immer wieder fallen Schüsse von Heckenschützen. Sobald wir aus den Gärten auf die Straße hinaustreten, pfeift es uns schon um die Ohren. Die feindliche Artillerie schießt in unser Dorf, jedoch ohne Belang und ohne besondere Wirkung. Anscheinend verfügt der Gegner nur über wenige Geschütze. 
Deutsche Truppen beim Einmarsch in Meigem, Bild: Vinkt.be
Ein massives Feuer auf das Dorf Meigem hätte uns ungeheuren Schaden zufügen müssen; denn auf jedem Gehöft wimmelt es von Truppen, Pferden und Fahrzeugen. Als wir uns abends in einem Garten zur Ruhe begeben wollen, fallen Schüsse vom Dach des Nachbarhauses. Sofort knallen Kameraden ins Dach hinein und werfen hinterher Handgranaten in die Dachpfannen. Das Haus geht in Flammen auf. Wir stellen ringsherum Sicherungsposten auf und legen uns dann im Garten schlafen. Den 27. Mai werden wir so leicht nicht vergessen.
 
Reveille at 4.30. We are by the Lys and march through St. Martens-Leerne to Baarle. Here we halt and move near a house in the orchard. I get 5 eggs cooked for me and drink milk. The artillery fire is reducing noticeably. Our aircraft cross the front line in impressive numbers. We recognise the opponent’s constant flak fire by the little clouds of smoke in the air. We return to the Lys Canal. Here the enemy artillery has raged fiercely and aimed its fire at the two bridges built by the sappers.
We wait for three-quarters of an hour before the first bridge, but must then go on to the second, since it has emerged that the first one is not able to bear the load. Large numbers of Belgian prisoners and many vehicles with wounded come past us. We cross the Bailey bridge at a faster pace, as the enemy is still aiming shrapnel at it. On the other bank of the canal we continue to the village of Meigem. We go into action immediately.
Our artillery are firing like mad. In front of us there is fierce rifle- and machine-gun-fire. The first bullets whizz past our ears. Twice we are forced to change our position in the town. The Company Troop is driving behind the front line with the "B-Wagen" [1]. I get the order to set up two phone-lines. I get ready immediately and choose the intelligence riflemen that I will take with me, when a dispatch rider brings over the information that it is not me, but Blank who has the job of setting up the lines. I take the light railway back into the village; there wasn’t any room in front. We were 100m behind the front line. Shots are fired from all sides. Snipers fire from the houses, trees and wheat-fields. Many snipers, including women and children, are taken away. More prisoners are heading back. Many casualties, including a number from our company, are taken to the rear. The company is given its baptism of fire, which always involves many losses. The Company Commander, Lieutenant Bogner, is said to be badly wounded;   also Sergeant Georg Hansen, Spitzer, and many other comrades go past us as casualties. Again and again there are shots from snipers. As soon as we step from the gardens out into the street there are bullets screaming round our ears. The enemy artillery is firing into our village, but without purpose and without much effect. Apparently the enemy has only a few guns available.
Massive firing on the village of Meigem would have inevitably caused us huge losses;  because every farmyard was swarming with troops, horses and vehicles. In the evening when we were trying to get some rest in a garden shots were fired from the roof of the neighbouring house.  Immediately our soldiers fire into the roof and then throw grenades at the roof-tiles. The house goes up in flames. We set guards  round it and then lie down in the garden to sleep. The 27th of May won’t be so easy to forget.


[1] note: The original text states "B-Wagen" for the car, which is not a valid word in itself. From the context, it is considered that "B" is an abbreviation for "Bereitschaft". This translates to "stand-by".

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Sonntag, 26. Mai 2013

26. Mai 1940

Wir gegeben uns zurück zum Park. Die heftige Artillerietätigkeit dauert unvermindert an. Unser Regiment, besonders die Radfahr-Kompanie, hat während der Nacht am Lys-Kanal viele Verluste gehabt. Wir halten ein lange Zeit im Park und warten. Ich lasse meine Wäsche auf dem Rasen trocknen. Endlich geht es los. Wir fahren durch Gent und werfen flüchtige Blicke auf die hübschen alten Kirchen und auf malerische Gebäude mit schönen Renaissancegiebeln. Erinnerungen an 1917 [14.10.1917, 17.10.1917] tauchen auf. Die Stadt ist unbeschädigt; aber in den Bezirken an der Schelde, wo sämtliche Brücken gesprengt sind, sieht es trostlos aus. Hier gibt es fürchterliche Zerstörungen. Die Straßen sind mit Glas übersät. 

Blick vom Heilig Huisken auf die Lys,
Bild:heilighuizeken.be
Weiter geht es über Mariakerke nach Drongen, wo wir lange halten. Etwas hinter dem Ort gehen wir in dem an der Lys gelegene Café „Heilig Huiscken“ ins Quartier. Mit Hebecker, Onken und Butt trinke ich einige Flaschen Wein. Auf einem Liegestuhl verbringe ich die Nacht; leider habe ich sehr schlecht darauf geschlafen. Hinzu kommt, daß am Nachmittag ein fürchterliches Unwetter herrschte. Mächtige Regenschauer und ein Gewitter ginen auf uns nieder, so daß unsere Sachen schrecklich durchnäßt sind. Während der ganzen Nacht hören wir lebhaftes Artilleriefeuer. Wir warten auf unseren Einsatz.
 
We return to the park. The fierce artillery activity continues unabated. Our regiment, especially the bicycle company, has many losses during the night at the Lys Canal. We stop for a long time in the park and wait. I set my washing to dry on the lawn. Finally we set off. We travel through Ghent and catch fleeting glimpses of the attractive old churches and picturesque buildings with lovely Renaissance gables. Memories of 1917 surface [14.10.1917, 17.10.1917]. The town is undamaged; but in the districts by the Scheldt, where all bridges have been blown up, things look wretched. Here there is terrible damage. The street are covered with shards of glass. 
We go on through Mariakerke to Drongen, where we have a long pause. Some way behind the town we go into billets at the café „Heilig Huiscken“, which is right beside the Lys. I drink a few bottles of wine with Hebecker, Onken and Butt. I spend the night on a deckchair; unfortunately I slept really badly  on it. To make matters worse, in the afternoon there is a terrible storm. Torrential rain and a thunderstorm descended on us, so that our belongings are horribly soaked. We hear lively artillery fire throughout the night. We are waiting to go into action.

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