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In Mori (Stockelsdorf) bei Lübeck aufgewachsen, habe ich bereits von 1916 bis 1918 am Ersten Weltkrieg im Füsilierregiment "Königin" Nr. 86 teilgenommen. Im August 1939 wurde ich als Veteran in die Wehrmacht eingezogen. In diesem Blog veröffentliche ich mein Kriegstagebuch.

Samstag, 6. Juli 2013

6. Juli 1940

3 Uhr Wecken. Der Marsch soll weitergehen. Es sind allerlei Gerüchte über den weiteren Verbleib unserer Division im Umlauf. Man kann nichts glauben. 430 Uhr Abfahrt der Autos. Es geht über Wytschaete und St. Eloi nach Ypern.
Obgleich alle Orte von Grund auf neugebaut sind, macht Ypern den nettesten Eindruck. Ein wunderschönes Stadtbild! Man könnte von den Strassen essen; so sauber ist alles. Die Häuser sehen alle so nagelneu aus, als
seien sie soeben einer Spielzeugschachtel entnommen und aufgestellt.
[Karte]
 

Ypern heute
Auf dem Marktplatz wird an den berühmten Tuchhallen immer noch, d.h. seit Beendigung des Weltkrieges gearbeitet. Eine ganz akkurate Arbeit! Über Sint Jan und St. Julien geht es nach Poelkapelle. Auf dem dortigen Marktplatz steht als Wahrzeichen ein zerschossener riesiger englischer Tank aus dem Weltkrieg. Nahe dabei erhebt sich ein gewaltiger Obelisk mit Inschriften zum Andenken an den berühmten französischen Flieger Guynemer, den Richthofen Frankreichs, der an dieser Stelle abstürzte. Überhaupt ist ganz Westflandern reich an Denkmälern, Erinnerungstafeln und anderen Wahrzeichen, die alle mit dem Weltkriege in Verbindung stehen. Überall sind englische Kriegerfriedhöfe, die mit weißen Steinen und den roten Rankrosen einen imposanten Eindruck machen. Tausende und Abertausende von Engländern, Kanadiern, Australiern und Neuseeländern sind hier beigesetzt.
Wir besuchen einen deutschen Friedhof in Poelkapelle, der wie alle anderen in der Umgegend einen schlicht-einfachen, aber nachhaltenden Eindruck macht. Auf einem Ehrengedenkstein lesen wir, daß hier Angehörige des Res.Inf.Reg. 235 begraben liegen. Dann gehen wir auf einen englischen Kriegerfriedhof. Von den hier gegesetzten 7469 Soldaten sind alleine 6231 den Namen nach unbekannt. 

Dann fahren wir weiter nach Langemarck und gehen auf den deutschen Heldenfriedhof. Tausende von jungen Deutschen liegen hier begraben. Auf den kleinen dunklen Holzkreuzen stehen aber keine Namen, sondern nur Nummern. Eine feierliche Stimmung ruht um diese Zeit, 6 Uhr morgens, bei Sonnenaufgang auf dem Friedhof. Eine neue Erinnerungstafel in der Eingangshalle zieht die Aufmerksamkeit auf sich. In hellen weißen Buchstaben auf schwarzem Feld lese ich die Worte: „Den deutschen Helden“. – „in flandrischer Erde ruhen von der Aufklärungs-Abt. Rodt“.- Es folgen ungefähr 25 Namen. An der 5. oder 6. Stelle lese ich: „Uffz. Helmut Tidow, gefallen 25.5.40“- Armer Helmut! Ich habe ihn und seine Familie gut gekannt und stets in bester Erinnerung gehabt. In der Hobbersdorfer Mühle seeligen Angedenkens habe ich schöne, unvergessliche Tage verlebt. Um die Tafel zu photographieren, ist es zu dunkel. 
Wir fahren über Poelkapelle zurück nach dem Anfang von West-Rosebeeke, Spriet. Hier wird Quartier gemacht. Ich bin durchaus mit dem Erreichtem zufrieden; leider kommen wir aber gar nicht erst in Quartier. Um 1 Uhr früh fahren wir zum Lebensmittelempfang nach Sint Jan. Die Verpflegung wird nicht ausgegeben, da der Marsche weitergehen soll. Wir fahren nach Spriet – West-Rosebeke, und gleich darauf, um 220 Uhr, setzt sich unsere Autokolonne in Bewegung. Wir fahren über Hooglede, Gitsberg, Turhout, Berg-op-Zoom (unser ehemaliger Quartierwirt ist im Garten, erkennt uns und nickt und zu), Aartryke, Eerneghem nach Betzegem. Wieder geht es ans Quartiermachen, das bis zum Abend andauert. Dabei regnet es in Strömen. Die Einwohner sind zum großen Teil sehr unfreundlich, und es gibt viele Schwierigkeiten. Unser Quartier ist ziemlich nett; nur durften wir nicht hinein. Wir haben das Eintreffen der Kompanie abzuwarten und legen und ein einem Gasthäussel müde ins Stroh.
 
Reveille at 3. The march is to continue. There are all sorts of rumours circulating about how our division is to be deployed. You can’t believe anything. The transport leaves at 4.30. We go by Wytschaete and St. Eloi to Ypres.
Although all towns have been reconstructed from the ground up, Ypres makes the neatest impression. A beautiful townscape! You could eat off the streets, everything is so clean. The houses all look as brand new as if they had just been taken out of a toy-box and set up.

On the market square they are still working on the famous Cloth Hall, that means since the end of the Great War. Very precise work! We carry on through Sit Jan and St. Julien to Poelkapelle. On the market square there stands as a landmark a huge shot-up English tank from the Great War. Nearby rises a mighty obelisk with inscriptions in memory of the famous French pilot Guynemer, France’s Richthofen, who crashed at this spot. Actually all of  West Flanders is full of monuments, memorial tablets and other memorials which all have a connection with the Great War. Everywhere there are English war cemeteries, which make an imposing impression with their red rambling roses and white stones. Thousands and thousands of Englishmen, Canadians, Australians and New-Zealanders are buried here.

We visit a German cemetery in Poelkapelle, which like all the others in the area makes a simple but lingering impression. On a memorial stone we read that members of the reserve Infantry Regiment 235 are buried here. Then we go to an English war cemetery. Of the 7469 soldiers buried here all of 6231 names are still unknown. 

Then we travel on to Langemark and go to the German war cemetery. Thousands of young Germans lie buried here. But there are no names on the little dark wooden crosses, just numbers. There is a solemn atmosphere at this time, 6a.m., as the sun rises on the cemetery.   A new memorial tablet in the entrance hall draws our attention. In bright white letters on a black background I read the words: “to German heroes” – “In the soil of Flanders rest members of the Rodt Intelligence Battalion” then follow about 25 names. In 5th or 6th place I read “Corporal Helmut Tidow, died 25.5.40”. Poor Helmut! I knew him and his family well and always had happy memories of them. I experienced lovely, unforgettable days in the Hobbersdorf Mill of blessed memory.  It is too dark to take a photograph of the tablet.

We go back through Poelkapelle to the edge of West-Rosebeeke, Spriet. Here we take up quarters. I am very satisfied with what I manage to achieve; unfortunately we don’t get into our quarters. At 1a.m. we go to the provisions depot in Sint Jan. Provisions are not being given out since we are supposed to be marching on. We drive to Spriet-West-Rosebeke, and immediately, at 2.20, our column of vehicles sets off. We drive through Hooglede, Gitsberg, Turhout, Berg-op-Zoom (our former billet-host is in the garden recognises us, and nods to us), Aartryke, Eerneghem to Betzegem. We set about finding quarters again, which lasts until the evening. Meanwhile it pouring. The inhabitants are mostly very unfriendly and there are many difficulties. Our billet is quite nice; except we can’t go to it. We have to wait for the arrival of the company and lie down tired in the straw of a small inn.


FRA IT