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In Mori (Stockelsdorf) bei Lübeck aufgewachsen, habe ich bereits von 1916 bis 1918 am Ersten Weltkrieg im Füsilierregiment "Königin" Nr. 86 teilgenommen. Im August 1939 wurde ich als Veteran in die Wehrmacht eingezogen. In diesem Blog veröffentliche ich mein Kriegstagebuch.

Samstag, 18. Mai 2013

18. Mai 1940

In früher Morgenstunde Abmarsch über Nispen nach Esschen. Hier überschreiten wir um 722 Uhr die belgische Grenze. Über Kalmthoutschen Hoek kommen wir nach Hoogerheide. Aus dem Marsch nach der Scheldemündung wird nichts. Wir sollten dort angeblich die SS ablösen, die gestern die letzten Kämpfe gegen die Franzosen in der Provinz Zeeland gehabt hat. Wir biegen nach Süden ab und rücken auf Antwerpen zu. Unterwegs kommt die Nachricht von dem Fall der Festung. Wir werden vor Heckenschützen gewarnt und nehmen unsere entsicherten Gewehre und Pistolen zur Hand. Beide Straßenseiten werden dauernd scharf beobachtet. Wir hören von einem neuen Einsatzmittel des deutschen Heeres, das bei Lüttich erstmals zur Anwendung kam. Angeblich soll es sich um ein Betäubungsmittel handeln. Ich glaube aber nicht daran. 
Unser Marsch führt uns nach Putte, wo ganz fürchterliche Zerstörungen sind. Auf der völlig durch Sprengungen und Beschießungen zerstörten Straße können die Kolonnen nicht mehr fahren. Gewaltige Trichter reihen sich aneinander. Durch Gärten hindurch führt unsere äußerst beschwerliche Fahrt. Alle Einwohner sind geflüchtet. Hier verläuft nämlich der Panzergraben, der sich um ganz Antwerpen herum zieht.  Uns begegnen die ersten zurückkehrenden Zivilisten. Mitleidige Soldaten melken Kühe, die unter Schmerzen auf der Weide umherlaufen. 
Wir ziehen weiter nach Schloß Denneburg bei Kapellen. Ein wunderhübsches Schloß mit schönem Park, der ganze Hecken voll oft über 4m hohen Rhododendron aufweist, der augenblicklich in voller Blüte steht. Im Schloß haben die Franzosen ganz wüst gehaust und haben vieles sinnlos zerstört. Von den Bewohnern ist niemand zurückgeblieben. Durch den ganzen, sehr ausgedehnten Park ziehen sich ausgebaute Stellungen der Franzosen, die die fluchtartig verlassen wurden.
 
Early in the morning we set off through Nispen to Esschen. Here at 7.22 we cross the Belgian border. Passing through Kalmthoutse Hoek we reach Hoogerheide. The attempt to march to the mouth of the Scheldt comes to nothing. It is said that we are to relieve the SS there, who fought the most recent battles yesterday against the French in the Zeeland province. We turn towards the south and head back towards Antwerp. On the way we get the news that the fortress has fallen. We are warned about snipers and carry our rifles and pistols with the safety catches off.We hear that the German army has a new weapon, first used at Liège. It is supposed to be some sort of anaesthetic. But I don't believe it.

Our march takes us to Putte, where the destruction is terrible. The columns can't march continue on the road which has been completely destroyed by explosions and shelling.  There are chains of immense craters.  Our extraordinarily difficult route takes us through gardens. All the inhabitants have fled. This is because the tank ditch which circles Antwerp runs through here. The first returning civilians meet us. Sympathetic soldiers milk cows, which were wandering round the meadows in pain.
We continue to Denneburg castle near Kapellen. A very beautiful castle with a lovely park, which features hedges of rhododendron which are often over 4m high, and which at the moment are in full bloom. In the castle the French were very destructive when they lodged there, and destroyed a lot quite senselessly. None of the inhabitants remain. Throughout the whole very extensive park there are well-established emplacements of the French, who left them in a hurry.
 



FRA IT

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