Ich habe endlich ein wenig Zeit, diese Zeilen wieder aufzunehmen, Seit dem 17., um 3 Uhr, verteidigt sich die Jägerdivision heldenmütig,… verkündet der Rundfunk. In Wirklichkeit ziehen wir uns seitdem in Eilmärschen in Richtung auf die Schelde zurück. Man sucht das Weite, türmt und türmt, ohne die geringste Hitleruniform entdeckt zu haben. Zweimal haben wir Laufschritt machen müssen, um die Brücken vor ihrer Sprengung zu überschreiten.
Bei Vilvorde und Alost besetzen die Deutschen eine Viertelstunde nach unserem Passieren die Uferböschung.
Brüssel ist somit Nazi. – Ich gäbe viel darum, Dich in Frankreich zu wissen; wenigstens könnte ich von dort aus Nachricht von dir erhalten. Es bleibt nichts anderes, als entmutigt abzuwarten, abzuwarten.
Augenblicklich bin ich beim Durchlesen meiner Zeilen und stelle fest, daß ich eine wesentliche Tatsache vergessen habe: Wir hatten in der Kompanie den ersten Verwundeten des Regiments, was nicht viel besagen will, für mich selbst aber sehr viel bedeutet; denn dieser Verwundete ist Edgar. Ein Schrapnellsplitter hat ihm das Bein durchbohrt. Übrigens nichts Schlimmes. Er weinte vor Wut, der arme Junge. Dennoch hat er Glück gehabt! Denn er hat nicht gesehen, wie die Überbleibsel dieser ehemaligen Regimenter sich die Straßen entlang schleppten: schmutzig, vertiert, abgestumpft, ohne Spannkraft nur noch mit dieser fixen Idee marschierend; vor „ihm“ an der Brücke zu sein, die Schelde zu erreichen, sich nach Frankreich aus dem Staube zu machen. Und um das zu erreichen, ließ man alles im Stich, Tornister, Munition, Waffen.
Vor der Schelde macht man „Halt“. Man macht kehrt, ohne den Fluß überschritten zu haben. Moral: null.
Nach einer guten Ruhepause geht es heute glücklicherweise schon alles besser. Noch einmal 24 Stunden Ruhe, und wir werden uns gut verteidigen.
Gleichwohl sehe ich dich und unsere Tochter wieder. Welches Glück für mich, daß ich einige Aufnahmen von euch beiden bei mir trage.-
Sonst…!
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I finally have a little time to pick up these notes again. Since the 17th at 3a.m. the Jäger Division has been defending itself heroically… according to the radio. In fact we have since then been retreating at all speed back towards the Scheldt. We look for the wide open spaces, rush and rush, without having seen a single Nazi uniform. Twice we had to break into a run in order to get across bridges before they were blown up.
Near Vilvorde and Alost the Germans occupy the embankment just quarter of an hour after we have passed.
And so Brussels is Nazi. I would give my eyeteeth to know that you were in France; at least I could get news of you from there. There’s nothing for it but to wait, and wait, dispirited.
Right now I am re-reading what I have written and realise that I have forgotten a significant fact: in the company we had the regiment’s first casualty, which isn’t significant except that it means a lot to me personally; because this casualty is Edgar. A piece of shrapnel went through his leg. Apart from that nothing serious. He was weeping with rage, the poor boy. And yet he was lucky! Because he didn’t see how the remains of this former regiment trudged along the streets: dirty, brutish, indifferent, with no resilience but just marching with this idée fixe; to get to the bridge before "he" does, to reach the Scheldt, to leg it to France. And in order to achieve this, they left everything behind, knapsacks, ammunition, weapons.
At the Scheldt they have to halt. They turn around, without having crossed the river. Morale: zero.
After a good rest break everything is going better today, thank goodness. Another 24 hours rest and we will give a good account of ourselves.
Nonetheless I look at you and our daughter again. What a joy for me, that I carry a few photos of the two of you with me –
Otherwise…!
FRA IT
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